Eine ordentliche Backup-Strategie ist das A und O, um seine Wallets und damit seine Kryptowährungen abzusichern. Nicht selten stellt das Thema unerfahrene Nutzer vor eine Herausforderung, weil es eine strenge Disziplin, Wissen und damit eine Menge Eigenverantwortlichkeit abverlangt. Macht man kein Backup, dann riskiert man den möglichen Totalverlust seiner Krypto-Assets.
Doch selbst wenn man sich in die Thematik eingelesen hat und versteht, was zu tun ist, gerät man an anderer Stelle an seine Grenzen. Denn jedes Backup muss letztlich auf einem Medium gespeichert werden. Damit erbt es automatisch die Eigenschaften dieses Mediums, was wiederum bedeutet, dass man sich im Rahmen seiner Backup-Strategie Gedanken darüber machen muss, ob es sich für die eigenen Backups überhaupt eignet.
In diesem Artikel möchten wir euch zeigen, welche Medien ihr wählen könnt und welche Kriterien euch bei der Auswahl leiten sollten.
Was sollte ein Backup leisten?
Wie man grundsätzlich bei der Erstellung von Backups vorgehen sollte, haben wir in einem anderen Beitrag bereits näher erläutert. Bei der Wahl des Mediums geht es aber nicht darum, wie man vorgeht, sondern was man mit dem Backup bezweckt. Allen Backups ist zwar gemein, dass sie die Wallets bzw. Kryptowährungen absichern sollen, es kommen aber noch einige Details hinzu:
- Wie lange soll das Backup aufbewahrt werden?
- In welchem Abstand werden die Medien bzw. Datenträger ausgetauscht?
- Sollen weitere Personen direkten Zugriff auf ein Backup haben?
- Oder will ich den Zugriff durch Unbefugte um jeden Preis verhindern?
- Wo bzw. unter welchen Umweltbedingungen wird das Backup gelagert?
Auf diese Fragen kann man sehr unterschiedliche Antworten geben. Möchte man beispielsweise ein Backup erstellen, was die nächsten 40 Jahre bei einem Notar aufbewahrt und später an die Erben weitergereicht werden kann, dann hat man entsprechende Anforderungen an das Medium. Diese weichen aber drastisch von einem Medium ab, welches man verwendet um im Alltag schnellen Zugriff zu bekommen, falls man sein Passwort vergisst oder wenn der Computer einen Crash erlebt.
Pen & Paper
Stift und Papier erstellen sehr effektive Backups, wenn es darum geht, dass niemand aus der Distanz an den Seed oder die Private Keys gelangen kann. Nur wer das Papier in den Händen hält bekommt den Zugriff. Der Vorteil besteht bei Papier darin, dass es sehr langlebig ist. Da Papier auch zur Archivierung von Kulturgütern und Urkunden verwendet wird, hat man die Alterungsbeständigkeit in den beiden Normen DIN 6738 und ISO 9706 näher beschrieben.
Lebensdauerklasse | Lebensdauer nach DIN 6738 |
---|---|
6 - 40 | Mindestens 50 Jahre |
6 - 70 | Mindestens 100 Jahre |
12 - 80 | Einige 100 Jahre |
24 - 85 | Alterungsbeständiges Papier |
Wer also ein Wallet für die Ewigkeit absichern will, der sollte in geeignetes Papier investieren und hat gute Chancen sein Ziel zu verwirklichen. Allerdings sei angemerkt, dass auch dieses Papier sehr anfällig für Umwelteinflüsse ist und daher auch zerstört werden kann.
Eine Alternative zu Papier besteht in Stahlplatten, die entweder durch ein Steckkastensystem oder durch eine Gravur das Backup festhalten. Sie sind in der Regel feuerfest und witterungsbeständig, dafür schlagen diese Lösungen jedoch bei den Kosten wesentlich stärker zu Buche.
USB-Sticks & SD-Karten
Der USB-Stick ist für die meisten Menschen immer noch der universelle Datenträger, um schnell Kopien zu erstellen und offline abzuspeichern. Daher sind diese Datenträger auch häufig die Wahl, um beispielsweise die „wallet.dat“ abzusichern, weil die Datei im Optimalfall bereits verschlüsselt und mit einem starken Passwort gesichert ist.
Eine Alternative dazu ist die SD-Karte, die auch in Smartphones oder Kameras als Speichererweiterung dient. Beide Datenträger sind sogenannte NAND-Flash-Speicher, weshalb sie eine sehr ähnliche Lebensdauer haben. Diese schwankt allerdings, was u. a. an den Unterschieden bei der Produktionsqualität und der Nutzung dieser Datenträger liegt.
Abhängig davon, wie gut die Qualität sowie Verarbeitung ist und auch wieviel Glück man hat, halten diese Medien zwischen 10 bis 30 Jahre durch. Es gilt hierbei jedoch zu beachten, dass es sich anders als bei Papier um reine Schätzwerte handelt und nicht um Normstandards. Daher können diese Datenträger auch viel schneller schlapp machen als einem vielleicht lieb ist. Was es zusätzlich zu beachten gilt ist, dass diese Datenträger in regelmäßigen Abständen mit Strom versorgt werden müssen. Ein Backup mit diesen Medien braucht also auch eine gewisse Pflege. Die Ursache dafür sind die Transistoren, die zwar mehrere Jahre ohne Strom auskommen können, dann aber wieder aufgeladen werden müssen.
Festplatten – HDD vs. SSD
Bei Festplatten hängt es bei HDDs davon ab, ob sie in Betrieb gehalten oder ob sie vom Strom getrennt sicher und ruhend gelagert werden. Denn Festplatten haben mechanische Elemente und diese erleiden Verschleiß und gehen damit irgendwann kaputt.
Zusätzlich zerfällt auch irgendwann die Lesbarkeit auf Festplatten, was ca. nach 2 bis 10 Jahren der Fall sein kann, wenn die Platte in Gebrauch ist. Dann funktionieren zwar alle mechanischen Teile, aber der Inhalt, der auf der Platte geschrieben wurde, kann nicht mehr ausgelesen werden. Ruhend gelagert bleiben Backups auf einer HDD immerhin 10 bis 30 Jahre haltbar.
Ganz anders verhält es sich mit den SSDs. Zwar beruhen auch sie auf NAND-Flash-Speichern, aber es gibt verschiedene Produktionsmethoden, die eine unterschiedliche Qualität erzeugen können. Die Lebensdauer einer SSD hängt damit davon ab, wie stark bzw. oft sie beschrieben wird. Je nach Speichertyp ergeben sich Lebenszeiten von bis zu mehreren Hundert Jahren.
Auch hier gilt es ganz ähnlich wie bei den Speicherkarten zu beachten, dass auch SSDs dann und wann mit Strom versorgt werden müssen. Wer tatsächlich einen solchen Datenträger für Jahrzehnte ohne Unterbrechung in den Schrank legt, dürfte eine böse Überraschung erleben, wenn sich die Transistoren entladen haben.
CD, DVD & Blu-ray
Diese Datenträger schneiden mit am schlechtesten ab, was die Lebensdauer anbelangt, was auch daran liegt, dass es einige Unterschiede bei der Qualität der eigentlichen Medien gibt. Beschreibt bzw. brennt man die Datenträger selber, dann halten sie wesentlich schlechter als vergleichbare Datenträger, die aber aus der industriellen Presse kommen. Ein weiterer Aspekt ist die hohe Anfälligkeit gegenüber Umwelteinflüssen und Beschädigung. Ist ein Kratzer tief genug, dann ist ein solcher Datenträger nicht mehr lesbar und damit geht das Backup verloren. Nur Papier dürfte noch empfindlicher sein.
Bei der Haltbarkeit gibt es zwischen selbstgebrannten CDs und DVDs große Unterschiede. Während eine CD zwischen 5 bis 10 Jahre hält, kann eine DVD immerhin zwischen 10 bis 30 Jahren als Backup dienen. Einzig Blue-Rays sind noch widerstandsfähiger und schaffen bis zu 50 Jahre durchzuhalten, wobei auch dies nur ein Schätz- und kein Normwert ist.
Ab in die Cloud
Ein Cloudspeicher hat theoretisch eine unlimitierte Lebensdauer, da die Datenträger mehrfach gesichert und regelmäßig gewartet bzw. ersetzt werden. Allerdings dürfte seine Lebenszeit de facto durch die Existenz des jeweiligen Anbieters limitiert sein. Die Cloud macht Backups extrem schnell an jedem Ort verfügbar, hat aber den Nachteil, dass man auf einen Internetanschluß angewiesen ist und dass zumindest theoretisch ein Hacker aus der Ferne an die Daten gelangen könnte. Damit ist die Verschlüsselung der gesicherten Daten und ein anderes Medium als Ausweichoption absolut unerlässlich.
Ein weiterer Aspekt, den man beachten sollte, ist das Erstellen von mehreren Backups bei verschiedenen Anbietern. Zwar ist eine Verschlüsselung bereits ein guter und wichtiger Ansatz, aber es kann im Prinzip auch zu Totalausfällen bei Cloudanbietern kommen. Ein solcher Supergau ist zwar selten, aber dennoch fatal. Hat man sein Backup bei zwei oder mehr Anbietern gesichert, dann ist man auch für diesen Fall gewappnet.