Um seine Kryptowährung ordentlich zu sichern, haben wir bereits im ersten Teil unserer Artikelreihe beschrieben, wie man sichere Passwörter erstellt, sie managt und wie Backups angelegt werden sollten.
Während diese beiden Aspekte bei dem sicheren Umgang mit Kryptowährungen eher auf einen Bereich verweisen, der allgemeingültige Handlungsanweisungen aufstellt, ist die Handhabung von sogenannten Seeds deutlich spezifischer.
In diesem zweiten Teil unserer Artikelreihe wollen wir dir vermitteln, was ein Seed überhaupt ist und wie du ihn sichern kannst.
Der Seed als Generalschlüssel
Einige unserer Leser werden das Verhältnis zwischen Private Key und Public Key bereits kennen. Während sich die Empfangsadresse vom Public Key ableitet, kann man mit dem Private Key über die Coins verfügen. Eine Wallet-Datei speichert alle Schlüsselpaare, ermöglicht die Erstellung von neuen Paaren und erleichtert damit die Handhabung von Kryptowährungen wie Bitcoin.
Wenn man ein Wallet sichern will, dann hat man die Möglichkeit, die verschlüsselte Wallet-Datei zu kopieren, Backups zu erstellen und zu verwahren. Eine weitere Möglichkeit besteht in dem Export aller Private Keys. Diese liegen dann im Klartext vor, können analog oder digital gespeichert werden und zu einem späteren Zeitpunkt händisch in ein anderes Wallet importiert werden.
ReWallet
Der Import von Private Keys ist jedoch mit Risiken verbunden, da man bei unsachgemäßer Nutzung dieser Methode mitunter fürchten muss, einen Verlust zu erleiden. Das kann insbesondere der Fall sein, wenn man nur einen Teilbetrag von einem importierten Private Key transferiert. Der Restbetrag kann dann nämlich an eine Empfangsadresse des alten Wallets überwiesen werden, sofern man diese bzw. deren zugehörigen Private Key nicht auch in das neue Wallet importiert hat. In der Regel exportiert man aber nur den oder die Keys, die zu dem Zeitpunkt auch Coins halten.
Die Lösung für das Problem, alle Keys exportieren zu müssen, ist der sogenannte Seed, der auch Seed Phrase oder Mnemonic Phrase genannt wird. Bei einem Seed handelt es sich ähnlich wie bei einem Private Key um ein Geheimnis, allerdings mit einigen Unterschieden:
- Ein Seed ist anders als ein Private Key in für Menschen lesbarer Form verfasst
- Er besteht in der Regel aus 12, 18 oder 24 Wörtern
- Mit dem Seed stellt man das komplette Wallet wieder her und erhält alle Schlüsselpaare
Aufgrund dieser Eigenschaften ist der Seed mittlerweile die beliebteste Methode, um eine Sicherungskopie für ein Wallet zu erstellen. Das hat auch in Hinblick auf die private Vorsorge einige Vorteile, denn wer den Seed hat, der besitzt sofort den Vollzugriff auf alle Coins. Insbesondere, wenn man Bitcoin vererben möchte, ist das von Vorteil. So kann ein Seed beispielsweise bei einem Notar mit konkreten Anweisungen für die Erben hinterlegt werden. Dieser Umstand ist jedoch auch gleichzeitig einer der größten Nachteile, weil ein Unbefugter sofort alle Coins in den Händen halten würde.
Wie gehe ich am besten mit meinem Seed um?
Es gibt zwei grundsätzliche Sicherungsmethoden für den Seed, wobei jede ihre Vor- und Nachteile hat. Es ist naheliegend, den Seed digital abzuspeichern. Hier eignen sich beispielsweise Passwortmanager, die auch die Verwaltung von sogenannten geheimen Notizen ermöglichen. Damit sorgen sie dafür, dass der Seed nicht unverschlüsselt gespeichert wird.
Der Vorteil dieser Methode ist, dass man auf diesem Weg schnell mehrere Backups erstellen und verteilen kann. Der größte Nachteil ist jedoch, dass man sich niemals ganz sicher sein kann, dass der Computer, auf dem man den Seed zunächst eingibt, nicht kompromittiert worden ist. Sollte sich ein Virus auf dem Rechner befinden, dann ist mitunter das ganze Vermögen in Gefahr.
Diesem Problem begegnet man in der Regel mit der zweiten Methode, die insgesamt betrachtet empfehlenswerter ist. Man schreibt den Seed bei der Erstellung auf ein Blatt Papier und speichert ihn niemals digital.
Der Vorteil liegt auf der Hand. Keine Viren, keine Hacker, nur wer die physische Kopie in den Händen hält, hat Zugriff. Die Nachteile bergen jedoch einige Herausforderungen:
- Findet ein Unbefugter den Seed, hat er sofort Zugriff
- Ein Wohnungsbrand kann für den Seed genauso gefährlich sein wie eine umgekippte Tasse Kaffee oder ein verspieltes Haustier
- Die Verteilung im Sinne eines redundanten Backups ist schwieriger als mit digitalen Kopien, weil der Seed unverschlüsselt ist
Um diesen Problemen zu begegnen, kann man eine Reihe von Maßnahmen ergreifen. Eine Möglichkeit besteht darin, das Papier aufzuteilen und die einzelnen Stücke an verschiedenen Orten zu hinterlegen. Dadurch hat man ein Puzzle und nur, wer alle Lagerorte kennt, kann den Seed zusammensetzen.
In Bezug auf die Zerstörung der Kopie verhält es sich nicht anders als bei digitalen Kopien. Man muss mehrere Orte zur Verfügung haben, um den Seed zu hinterlegen. Allerdings braucht man für das Papier einen sicheren Ort, auf den nur vertrauenswürdige Personen Zugriff haben.
Eine weitere Lösung ist die Erstellung eines sogenannten 25.Wortes, welches nur dem rechtmäßigen Besitzer bekannt ist. Damit kann im Prinzip jeder die 24 Wörter des Seeds in den Händen halten, bekäme aber nur Zugriff auf die Coins, wenn er das geheime zusätzliche Wort bzw. Passwort kennt. Insbesondere die Hardware Wallets der Firmen Ledger, Trezor oder BitBox bieten diese Möglichkeit an.